Offener Brief an die Bundesregierung und die Ministerpräsidentenkonferenz

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Damen und Herren Ministerpräsident*innen,

seit inzwische mehr als einem Jahr beschäftigt die Welt vor allem – neben der Klimakrise – ein Thema: Die Corona-Pandemie. Zu Beginn dieser Pandemie wussten wir fast nichts über das Virus und aus Vorsicht wurde das ganze Land, die Wirtschaft aber auch der restliche Alltag in eine Art Tiefschlaf versetzt. Maßgeblich wurde dabei auf die Empfehlungen von Wissenschaftler*innen, wie Christian Drosten, Karl Lauterbach, Sandra Cisek oder Marylin Addo gehört. Es galt der Grundsatz „Vorsicht ist besser als Nachsicht“. Dementsprechend fiel die erste Welle in Deutschland vergleichsweise klein aus.

Im Sommer gab es dann kaum Neuinfektionen, aber in diesem Moment begannen die Fehler. Trotz Warnungen von Wissenschaftler*innen vor einer zweiten Welle im Herbst und Winter, machten sich die Regierungen der Länder und des Bundes keine Gedanken über eine sinnvolle Prävention von Infektionen in Schulen und Unternehmen. Anstelle dessen wurde so getan, als sei die Pandemie bereits besiegt. Doch das genaue Gegenteil war der Fall. Ab Oktober stiegen die Zahlen immer weiter an. Maßnahmen dagegen ließen lange auf sich warten. Zuerst kam dann im November der Lockdown-Light, der seine Wirkung mehr als verfehlte. Die Infektionszahlen stiegen trotzdem weiter an. Der Lockdown im Dezember kam dann aber viel zu spät und die Neuinfektionen pro Tag erreichten kurz vor Weihnachten einen traurigen Rekord von über 30.000 Neuinfektionen.

Im neuen Jahr tauchten dann langsam die verschiedenen Mutationen aus Südafrika, Großbrittanien und Brasilien im Deutschen Infektionsgeschehen auf. Entsprechende Maßnahmen ließen aber zu wünschen übrig. Im Gegenteil im Frühjahr wurde mit Lockerungen in die Dritte aufkommende Welle hineingeöffnet und innerhalb von wenigen Wochen war die Deutschlandweite Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner*innen über 100. Die Infektionsketten ließen sich meist schon seit November oder Dezember wirklich effektiv nachverfolgen.

Die Expert*innen wurden während dieser Zeit immer weniger gehört. So wurde vor einem Jahr noch genau das gemacht, was Wissenschaftler*innen empfohlen hatten; inzwischen aber glauben die meisten Politiker*innen in Entscheidungspositionen, dass sie die Pandemie verstanden haben. Aber genau das ist nicht der Fall.

Wissenschaftler*innen werden regelmäßig ignoriert und dann stellt sich ein paar Wochen später heraus, dass die Wissenschaftler*innen wohl doch recht hatten. Ändern tut sich dann nach diesen Feststellungen meist nichts oder nur sehr wenig. Das sollte sich dringend ändern.

Es braucht nun wissenschaftlich fundierte, harte Maßnahmen um gegen Corona sinnvoll vorzugehen und aus dem (exponentiellen) Wachstum der Neuinfektion herauszukommen. Das muss Aufgabe aller Regierungen sein. Die oberste Priorität muss die Gesundheit der Menschen haben und nicht die Interessen der Wirtschaft, die weiterhin gerne offen bleiben wollen.

Wenn wir wieder niedrige Infektionszahlen haben, braucht es dann aber Maßnahmen um a. einer weitere Welle vorzubeugen und b. ein öffentliches Leben mit Pandemie zu ermöglichen. Man darf sich dann auf keinen Fall auf dem kurzfristigen Erfolg von niedrigen Zahlen ausruhen.

Mit freundlichen Grüßen

Philipp Witte

P.S. sehen Sie das bitte, falls Sie das hier lesen, als Aufruf für härtere Maßnahmen und eine längerfristige Stufenstrategie im Sinne einer NoCovid/ZeroCovid-Strategie.

Bildquelle: https://cache.pressmailing.net/thumbnail/story_hires/8a10fc55-d821-41de-bc87-3645491b1747/Corona_Copyright%20Unsplash%20CDC.jpg.jpg

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