BahnCard 100 für alle?

Mit einer BahnCard 100 sind der Reiselust innerhalb von Deutschland keine Grenzen gesetzt. Ich könnte in Hamburg in fast jeden x-beliebigen Zug steigen und ohne nochmal ein Ticket zu lösen quer durch Deutschland reisen. Ich könnte Freund*innen in Berlin, München, Mainz, Göttingen oder Konstanz ohne speziellen Ticketkauf besuchen. Was hindert mich als Bahnfreund dann daran eine solche Chance zu ergreifen und mir eine BahnCard 100 zu kaufen?

Es ist schlichtweg der Preis von regulär 4.027€ für die zweite Klasse (Ja, aktuell gibt es für unter 27 Jährige für etwas mehr als die Hälfte, aber auch 2.400€ sind viel Geld). Die erste Klasse kostet sogar nochmal mehr als 2.000€ mehr. Das ist für Studierende fast unmöglich zu bezahlen. Daher habe ich mir in letzter Zeit einige Gedanken über die BahnCard 100 gemacht. Ich kam zu folgendem Ergebnis:

Anstatt eines Semstertickets für die jeweilige Stadt, bekommen Studierende in Zukunft für die gesamte Zeit ihres Studiums eine BahnCard 100 zur Verfügung gestellt. Bezahlt wird diese vom Deutschen Staat und den Bundesländern. (Wer neun Milliarden für die Lufthansa übrig hat, kann auch etwas mehr als 2,9 Millionen Studierenden in Deutschland (Quelle: DEStatis) eine BahnCard 100 bezahlen. Meinen Schätzungen zu Folge lägen wir damit bei etwa 11 Milliarden Euro pro Jahr. Das klingt natürlich erstmal viel. Aber tatsächlich glaube ich, dass damit sich Studierende sehr viel besser vernetzen können und auch an Veranstaltungen und Kongressen teilnehmen können, auf die sie wirklich Lust haben, sich dabei aber gleichzeitig keine großen Gedanken zu machen. Außerdem habe ich hier mit den Verkaufspreisen der Deutschen Bahn gerechnet. Ich gehe also davon aus, dass die Kosten sich deutlich kleiner darstellen. In einem Bundshaushalt, der laut dem Bundesministerium der Finanzen fast 500 Millarden Euro im Jahr 2021 beträgt (Quelle: BMF), sollte doch auch Platz für die Kosten für eine BahnCard 100 für alle Studierende drin sein.

Aber trotzdem stellt sich nun sicher jemand die Frage, warum nur für Studierende? Die Frage zu beantworten ist vielleicht die schwierigste bei dem Gedankenexperiment. Die einfache Antwort wäre sicherlich: „Irgendwo müssen wir mal anfangen.“ Aber so einfach möchte ich es mir dann doch nicht machen. Ich glaube, dass gerade Schüler*innen und Studierende in der Corona-Pandemie ganz besonders darunter gelitten haben, sich nicht mit Freund*innen und Komilliton*innen zu treffen. Doch warum nun Studierende und nicht die Schüler*innen oder Auszubildende. Nun, die meisten Studierende, die ich kenne wohnen nicht mehr bei ihren Eltern und restliche Familie und noch nichtmal mehr in der gleichen Stadt wie selbige. Daher reisen sie schon von vorne herein deutlich mehr als Schüler*innen, die ja im Großteil der Fälle noch zumindest bei einem Elternteil, wenn nicht sogar bei beiden leben. Bei Auszubildenden sieht es relativ ähnlich aus. Zudem verdienen die meisten Auszubildenen auch schon ihr eigenes Geld über einen (Werk-)Studierendenjob hinaus (Das ist zwar viel zu wenig und sollte dringend erhöht werden, aber das ist ein Thema für einen anderen Text). Daher glaube ich, dass Studierende ungemein von einer kostenlosen BahnCard 100 profitieren würden. Und trotzdem sollten gerade Schüler*innen unter keinen Umständen vergessen werden. Ich denke da eine Art Semesterticket für die eigene Heimatstadt, das kostenlos allen Schüler*innen zur Verfügung gestellt wird.

Also zum Abschluss. Ich glaube, dass es für eine BahnCard 100 für die Gesamtbevölkerung noch zu früh ist, beziehungsweise die Politik dafür einfach noch nicht weit genug ist. Aber als ersten Ansatz glaube ich, dass mein Ansatz durchaus Potential ein Erfolgsmodell zu werden.

P.S.: Natürlich sollte die Deutsche Bahn selbstverständlich dann probieren, deutlich pünktlicher zu werden.

Bildquelle: https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/1/1e0ca0ef1773af6b4e7df916f24c3e9fv1_max_755x425_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg?key=de5ce5

2 Gedanken zu “BahnCard 100 für alle?

  1. Vincent sagt:

    Grundsätzlich ist die Idee dahinter ja richtig, aber die Argumentation in Bezug auf Auszubildende ziemlich schwach.
    Nicht nur, dass viele Azubis ebenfalls wie die Studis nicht mehr zu Hause leben, sondern auch das Ausbildungsgehalt ist oft extrem niedrig, so niedrig dass es gerade so für die wichtigsten Lebensunterhaltungskosten reicht. Studis sind in vielerlei Hinsicht heute schon privilegierter, da sollte eher genau das Gegenteil der Fall sein.
    Nebenbei sind Ausbildungen jetzt schon zu unbeliebt und etliche Stellen werden gar nicht besetzt. Die Gründe sprechen deshalb klar für eine BC100 für Azubis

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