Fehlerkultur

Ich glaube, es ist mal an der Zeit über Fehler und gesunde Fehlerkultur zu sprechen, denn eins kann ich Euch, die Ihr gerade diesen Text lest, sagen: Ich habe Fehler gemacht. Ihr habt Fehler gemacht. Wir alle haben Fehler gemacht.

Fehler passieren. Wir können nichts dagegen tun, denn durch Fehler lernen wir dazu. Und genau deswegen werde ich mich in diesem Text mal detailliert mit Fehlern auseinandersetzen. Bevor wir aber über den Umgang mit Fehlern und damit auch über eine gesunde Fehlerkultur sprechen, lasst uns doch erstmal feststellen, was sind Fehler eigentlich.

Fehler sind Verhaltensweisen oder Aktionen, die von dem, was objektiv oder subjektiv richtig ist, abweichen und einen evolutionären Nachteil bieten. Dass ich jetzt unter diesen Begriff im Prinzip alles und gleichzeitig auch nichts fassen kann, zeigt, dass wir genau diesen Begriff auch nochmal präzisieren müssen. Dafür müssen wir aber auch gleichzeitig differenzieren:

  1. Fehler, von denen wir selbst der Meinung sind, dass sie keine Fehler sind.
  2. Fehler, die wir – zumindest im Nachhinein – selbst als solche wahrnehmen, und die uns zum ändern unseres Verhaltens bringen.

Natürlich gibt es auch weitere Formen der Fehler, aber über die reden wir ganz am Ende.

Fangen wir mal mit den Fehlern an, die wir auch als solche wahrnehmen, und die uns dazu bringen, dass wir unser Verhalten ändern. Diese Fehler sind die wichtigsten, die wir in unserem Leben machen. Den Großteil meiner Schulzeit habe ich mit dem Machen von diesen Fehlern verbracht. So wurde sicher jedem*jeder von euch schonmal gesagt, dass ihr bei einer Matheaufgaben einen Fehler gemacht habt. Natürlich haben wir dann selbst natürlich erstmal überprüft, ob nicht unser*e Mathelehrer*in einen Fehler gemacht hat und meistens dann festgestellt, dass wir es waren, die den Fehler gemacht haben. Denn eins plus eins ist halt einfach nicht vier (Ja, diesen Fehler habe ich in der Grundschule wirklich gemacht). Aus diesen Fehlern haben wir dann gelernt und sie hoffentlich nicht nochmal (so oft) gemacht. Inzwischen schaffe ich es ziemlich zuverlässig eins und eins zu addieren und kann euch sagen, da kommt zwei bei raus. Dass das bei exakten Wissenschaften, wie viele Naturwissenschaften (zumindest auf Schulniveau es sind) einfacher ist als bei Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften, steht außer Frage, aber darum soll es hier ja auch nicht gehen.

Eine Unterkategorie der eben genannten Fehler sind dann zum Beispiel aber auch die Fehler, die wir nicht selbst gemacht haben, sondern die wir bei anderen beobachtet haben und uns gedacht haben: „Hmm, vielleicht sollten wir das nicht ausprobieren, das könnte böse enden.“ Auch von diesen Fehlern bekommen wir in unser Schulzeit meist nicht gerade wenige mit. Wir lernen sicherlich nicht so gut aus diesen Fehlern, wie aus den Fehlern, die wir selbst am eigenen Leib erfahren haben, aber einen gewissen Lernfaktor bringen auch diese Fehler mit.

Letztlich haben wir alle schon diese genannten Fehler gemacht, Menschen dabei beobachtet, wie sie diese Fehler gemacht haben, und haben aus diesen Fehlern etwas gelernt. Also sollten Fehler doch völlig in Ordnung sein, oder? Damit kommen wir aber schon einem der größten Probleme von Fehlern:

Nicht der Fehler selbst ist das Problem, sondern das eingestehen des selbigen. Einen Fehler zuzugeben ist immer noch mit einem Stigma und Schwäche assoziiert, denn es zeigt ja, dass ein Mensch nicht perfekt ist. Gerade in der Politik kann man deshalb häufig mangelhafte Fehlereinsicht beobachten.

Kommen wir nun aber zu dem eigentlich interessanten Teil: Aktionen, bei denen wir selbst der Meinung sind, dass sie keine Fehler waren, von denen aber andere der Meinung sind, dass eben Fehler waren. Dieses Phänomen tritt besonders bei nicht-exakten Wissenschaften, wie den Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften auf. Dabei werden wir selbst häufig Opfer einer (un-)geplanten Polarisierung, denn keine*r – weder wir selbst als handelnde Person, noch die Person, die der Meinung ist, es sei ein Fehler – wird sind eingestehen, dass er*sie falsch liegt. Denn das wäre ja ein Fehler. Das Problem ist dabei das oben angesprochene Stigma der Schwäche. Doch wie lässt sich das Auflösen?

Auf diese Frage gibt es zwei Antworten:

  1. Das Finden eines Kompromisses zur Auflösung dieser Diskrepanz.
  2. Eine bessere und gesündere Fehlerkultur.

Doch was heißt gerade letzteres für uns alle? Es heißt, dass wir vor allem das Stigma, dass das Machen von Fehlern umgibt und uns vor allem durch die moderne Leistungsgesellschaft vorgegeben wird, überwinden müssen. Dafür – glaube ich – müssen einzelne Menschen anfangen, Fehler offen und ehrlich als solche zuzugeben. Denn hoffentlich können andere aus den eigenen Fehlern lernen und die Fehler passieren eben nicht noch drölfzigtausend mal.

Außerdem sollten wir aufhören, andere dafür zu verurteilen, wenn sie sich selbst die „Schwäche“ geben, einen eigenen Fehler zuzugeben. Vielmehr sollten wir sie darin unterstützen, ihre Fehler aufzuarbeiten und besser darin zu werden, den Fehler beim nächsten Mal eben vielleicht nicht zu machen.

Doch zum Abschluss nochmal, was sind die gefährlichsten Fehler? Es sind die Fehler, von denen wir zwar wissen und uns eigentlich auch bewusst sind, dass es solche sind, die wir aber immer wieder machen, aber wegen denen wir unser Verhalten nicht verändern. In der Schule führt das vielleicht zu einer schlechteren Note, im Berufsleben kann so was entweder sehr teuer werden oder sogar Menschen leben kosten. Und das macht nochmal deutlich, wie wichtig es sein kann, offen mit den eigenen Fehlern, die jede*r hier hat und macht, umzugehen.

Bildquelle: https://www.scinexx.de/news/biowissen/lernen-wie-viele-fehler-sind-optimal/

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