FutureDoctors? – Warum das Medizinstudium dringend überarbeitet werden muss

Den meisten ist es inzwischen wahrscheinlich nicht engangen, dass ich Medizin studiere. Inzwischen bin ich im dritten Studienjahr angekommen und habe schon ein bisschen was aus dem Studium mitnehmen können. Daher denke ich, dass es langsam mal Zeit wird, das Medizinstudium grundlegend zu ändern.

Es gibt das Gerücht, dass Medizinstudierende nur auswendiglernen. Das Gerücht ist leider nicht ganz unwahr und dazu kommt auch noch, dass jedes Jahr neue Lerninhalte dazu kommen, da sich die Medizin eben weiterentwickelt. Es wird jedes Jahr mehr, dass Studierende lernen müssen. Seien es neue Behandlungsmethoden, neues Wissen über die menschliche Psyche oder die Ursachen von bestimmten Erkrankungen. So gehen Expert*innen inzwischen davon aus, dass heutige Medizinstudierende etwa 1,5 Mal so viel, wie Medizinstudierende vor 20-30 Jahren lernen müssen.
Die Methode des Auswendiglernen ist dazu auch nicht sonderlich effektiv. Gelerntes bleibt seltener langfristig hängen. Doch genau das sollte das Ziel sein.

In meinen Augen muss sich daher dringend was am Aufbau des Medizinstudiums ändern. Was das genau ist, werde ich im Folgenden aufschlüsseln:

Fächerkanon

Als ersten Grundlegenden Schritt muss man sich – meiner Einschätzung nach – Gedanken über den aktuellen Fächerkanon machen. Dass man als Ärzt*in Wissen über Anatomie, Biochemie, Physiologie, Histologie und andere Fächer der ersten beiden Jahre haben sollte, ist denke ich klar. Daher würde ich wenig, an diesen Jahren ändern. Aber danach, sollte in meinen Augen der Fokus nicht darauf liegen, allen Studierenden einen Überblick über alle möglichen und unmöglichen medizinischen Fachdisziplinen zu geben, sondern eher darauf praktische Fähigkeiten. Denn diese werden bei den zukünftigen Ärzt*innen deutlich wichtiger sein, als zum Beispiel als Unfallchirurg*in wissen, was die genaue Behandlunsmethodik von Gastroenteritis ist. Denn letzteres letzt sich ziemlich einfach nachschlagen. Genau daher muss in meinen Augen der Fokus ab dem dritten Jahr, neben den Grundlagen der Pharmakologie, Pathologie und Pathophysiologie, stark auf Methodik und den parktischen Fähigkeiten liegen. Die wissenschaftsmethodischen Fächer müssen sich dabei bis zum Ende des Studiums durchziehen.

Methodik

Der Fokus im Medizinstudium in Deutschland liegt nach wie vor auf der Anwendung des Aufgabenbereichs 1, der reinen Replikation, also dem reinen Wiedergeben von gelernten Inhalten. Das mag bei Fächern wie Anatomie, Biochemie, Physiologie, Pathologie und vielen weiteren Fächern sicher sinnvoll sein, aber eben nicht bei den in meinen Augen viel wichtigeren Fächern der Kommunikationslehre, der Wissenschaftsmethodik oder Bioethik. Dabei geht es dann wieder mehr um den Aufgabenbereich zwei (Interpretation) und drei (Reflexion). Und genau diese Fähigkeiten sind es, die ein*e gute*r Ärzt*in haben muss. Daher sind in meinen Augen diese Bereiche deutlich wichtiger.

Duales Studium Medizin

Immer mehr Studiengänge werden als duale Studiengänge angeboten. Auch im Gesundheitswesen erhält dieser Ansatz des Studiums immer mehr Einzug. Und genau das ist – denke ich – ein sinnvoller Ansatz für das Medizinstudium. Der duale Studiengang würde dazu führen, dass die zukünftigen Ärzt*innen deutlich mehr praxisorientierten Unterricht bekommen. Außerdem führt der Aufbau als dualer Studiengang dazu, dass Medizinstudierende während der Praktika in den Krankenhäusern endlich auch fair für ihre Arbeit entlohnt werden. Der duale Ansatz würde in meinen Augen dazu führen, dass es langfristig mehr bessere Ärzt*innen geben wird.

Bildquelle: https://m.faz.net/media1/ppmedia/aktuell/2358736553/1.5349245/mmobject-still_full/gut-besetzt-hoersaal-der-medizinischen-fakultaet-an-der-martin-luther-universitaet-halle-wittenberg.jpg

3 Gedanken zu “FutureDoctors? – Warum das Medizinstudium dringend überarbeitet werden muss

  1. Ente sagt:

    Nun scheint es keinem Leser entgangen zu sein, dass Sie Medizinstudent sind, doch leider bringen Sie etwas mit, was so viele Medizinstudenten haben. Das Problem erkennen sie, aber sie nennen die Lösung ohne sie zu sehen. Ja ein Studium ist unglaublich viel auf Theoretischem Wissen aufgebaut und fordert viel Wissen wiedergeben aber kaum bis sogar gar kein Anwenden. Dieses Phänomen werden Sie aber in jedem Studium finden, da es um ein Studieren des Inhaltes und nicht primär um das Anwenden geht. Etwas, was jeder mit Internetzugang nachschlagen kann auch sofort findet und was weder als gut noch als schlecht von mir hier bewertet wird. Jeder Studienratgeber wird Ihnen mitteilen, dass es überwiegend Theoretisch ist, doch dafür haben Sie den Artikel nicht geschrieben, nein Sie erzählen uns, dass ein Duales Studium, welches AUSBILDUNG und Studium zusammenfasst, durchaus praktischer ist.
    Nein wer hätte das gedacht, eine Ausbildung vermittelt Anwendung und Praxis besser als ein Studium? Sarkasmus aus. Viele talentierte Pfleger und Auszubildene sind diejenigen die Praxen am Laufen halten, die tatsächlich den meisten Menschen helfen und das nicht, weil Sie nicht Jahrelang theoretisches Wissen in sich hinein schaufeln sondern Praktisches Wissen erleben. Der Text wirkt realitätsfremd und als ob er der reinen Selbstprofilierung gelte um zu zeigen man habe das System verstanden, doch trifft gerade diese Aussage mit jedem mal, wo der Text von mir gelesen wird weniger zu, da ich mehr und mehr verstehe dass hier ein Auswendig lernender junger Mann der nicht versteht wie Zwischenmenschlichkeit in der Medizin funktioniert und dass man diese nur durch Praxis erlernen kann. Wie schade, dass jemand von Reflektion redet ohne diese jedoch auf sich selbst oder den Text, wie er auf jeder anderen Blog Seite von Aufbauschenden (fast)Ärzten zu finden ist, anwendet.
    Erzähl doch tatsächlich mal von dir als Mensch anstatt von dem, was auf jeder News/Blog/Facebook/Instagram Seite zu diesen Themen zu finden ist, denn aufnehmen und einfach wieder ausspucken ist wie wir spätestens jetzt wissen Aufgabenbereich 1.
    -Ente

    Gefällt 1 Person

    1. Philipp Witte sagt:

      Liebe Ente,
      ich glaube, du hast leider nicht ganz verstanden, worum es mir in diesem Text ging. Mir ging es weder darum mich selbst zu profilieren. Ich habe diesen Text ohne fremde Hilfe oder andere Blog-Texte geschrieben. Und mir ging es dabei eben auch nicht darum zu sagen, dass ein Studium oder eine Ausbildung besser oder schlechter als das jeweils andere ist.
      Mir ging es darum aufzuzeigen, was in MEINEN Augen am Medizinstudium falsch läuft, und was man daran verändern könnte. Und einer dieser Punkte ist eben der fehlende Praxisbezug oder die fast schon unzureichende Ausbildung im Bereich der zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Dafür braucht es eine politische Perspektive oder Vision. Einen Teil davon wollte ich mit meinem Text aufzeigen. Schade, dass du eine Kampflinie eröffnest, die es im Krankenhaus viel zu oft gibt, Ausgebildete (also Pfleger*innen, ATAs, OTAs, MFAs, CTAs, etc) gegen Studierte (also Ärzt*innen).

      Außerdem finde ich es etwas vermessen zu sagen, nur weil andere ähnliche Ansichten haben, dass die Ansichten dieser einen Person, deren Text man gereade liest, unreflektiert sei. Ich kann nur so viel sagen, dass ich diesen Text geschrieben habe ohne entsprechende Seiten, auf die du verweist, gesehen, gelesen oder geschickt bekommen zu haben.

      Mit freundlichen Grüßen
      Philipp Witte

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  2. Loopyhole sagt:

    Danke für Deinen Beitrag, Deine Einstellung kann ich selbst als Nichtmedizinerin durchaus nachvollziehen. Und – ja! – genau so verhält es sich für unseren Nachwuchs wahrscheinlich in unzähligen Bereichen, ich sag nur Lehrer werden, egal ob als Studierender oder späterer Quereinsteiger, vielerorts gibt man doch auf, – bricht das Studium ab – durchs Studieren die Lust am eigentlichen Zukunftsjob verloren! TRAURIG…
    Halte durch 🙂

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